Das letzte Jahr
Elias ist im Februar aus Südafrika zurückgekommen, er freute sich so sehr auf ein richtiges deutsches Schnitzel, dass wir in den ersten Tagen zum Essen zum Wasner nach Bad Birnbach gefahren sind. Er akklimatisierte sich erstaunlich schnell, freute sich einfach wieder hier zu sein. Im Frühjahr machte er ein dreimonatiges Praktikum beim „Münchner Flüchtlingsrat“, das hat ihm viel Spaß gemacht – er berichtete aber auch über Unglaubliches im Zusammenhang mit der Betreuung von Asylsuchenden in Bayern. Nach sechs Wochen Jobben bei der Südfleisch ging es dann für einen längeren Urlaub nach Marokko, zusammen mit Freunden, die er in Südafrika kennengelernt hatte. Er kam total begeistert zurück, hat das Land, das Surfen und seinen Aufenthalt dort sehr genossen und sprach im Herbst mehrmals davon, wie sehr er Marokko vermisse. Im Oktober begann dann sein Studium (Internationale Entwicklung) in Wien. Er lebte in einer WG mit anderen jungen Männern. In den letzten Wochen scheint er an seinem Studium zu zweifeln, fragt sich ob eine praktische Ausbildung nicht besser wäre. Doch die ersten Prüfungen möchte er nun mal machen, dann sieht man weiter.
Ich hab Dich Leben gesehen,
so sehr Leben, dass ich es nie vergesse.
Du warst einer von denen die das können:
Leben ohne Kompromiss!
STS
Südafrika
Eindrücke aus Südafrika
Ich bin erst vor drei Tagen in Kapstadt angekommen. Ich wohne und arbeite mit zwei anderen Freiwilligen in einem Waisenhaus in Kapstadt. Dort leben Kinder, deren Eltern an Aids erkrankt sind, und sich deshalb nicht mehr um sie kümmern können. In der kurzen Zeit hier hab ich echt schon einiges erlebt, zum Beispiel habe ich gelernt auf der linken Seite Auto zu fahren und habe Townships besucht, in denen Kühe in der Mitte der Kreisverkehre grasen. Trotz all der Armut, die hier in einigen Vierteln herrscht, sind die Leute immer fröhlich und sehr offen. Ich denke, ich kann jedem empfehlen, auch einen Auslandsaufenthalt zu machen, da man fremde Länder und Kulturen so auf eine sehr intensive Weise kennen lernen kann.
Greets aus Kapstadt,
Elias Horsch
Post aus Südafrika
Kein Kinderspiel
Mutter
wie weit darf ich reisen?
So weit du willst.
Wirst du auch nicht weinen?
Lass mir meine Tränen
mein Herz hat Flügel
Anne Steinwart
Gymnasium
Aus den Weihnachtsbriefen
Elias ist richtig groß geworden, mit seinen 12 Jahren fängt er an zu pubertieren, hat er Konflikte mit uns Alten, stuft er das durchaus als vollkommen normal ein „schließlich bin ich ja nun in der Pubertät“. Die Schule nimmt er nach wie vor ernst, trotzdem hat er sich ein gut gefülltes Nachmittagsprogramm gemacht. Das Turnen und Tennis tut ihm einfach gut, an Englischkonversationen nimmt er teil und das Klavierspielen macht ihm Spaß, auch wenn unser neuer Klavierlehrer viel mehr verlangt als die alte Lehrerin.
Wenn er Ferien hat, dann genießt er richtig die freie Zeit, schläft lange und ist viel draußen.
Weihnachtsbrief 2000
In die siebte Klasse kam er dieses Jahr, er entschied sich für den neusprachlich-modernen Zweig und hat damit als zweite Sprache Französisch, in zwei Jahren wird Spanisch als dritte Sprache folgen. Leider beschlossen neben vielen Mädchen nur noch ein Junge, diesen Zweig zu wählen, so ist er nun in einer sehr netten, sehr konzentrierten, sehr aufmerksamen Fast-Mädchenklasse und er meint oft, dass doch recht wenig Stimmung und Action sei. Ausgleich dafür sucht er in seiner Tennis-Gruppe, beim Klettern im Alpenverein und in seiner Band. Diese besteht nun seit einem Jahr, Elias spielt Schlagzeug, und dass seine „bubble-gum gang“ zusammen mit den anderen Schulbands bei einer CD-Produktion mitmachen durfte, war einfach toll, zumal sie super geworden ist.
Die Schule fordert ihn sehr, er lernt viel, tut das nicht immer gerne und leider bedrückt ihn oft das Gefühl, wenig Zeit zu haben. So genießt er in allen Zügen die Wochenenden und vor allem das Ausschlafen.
Weihnachtsbrief 2001
Im Sommer war Elias wieder auf einer Freizeit der Mennoniten, dieses Jahr beim Segeln. Wie immer kam er glücklich, völlig übermüdet, und mit einem Sack voller lustiger Geschichten zurück. Danach braucht er zwei Tage um Auszuschlafen.
Weihnachtsbrief 2003
Elias ist sechzehn Jahre alt, er geht in die 10. Klasse, die doch einiges fordert. Seine Interessen sind breit gefächert und neben der Musik interessiert er sich für Politik. Zum Geburtstag wünscht er sich „Das Kapital“ und das „Kommunistische Manifest“ und seit einiger Zeit liest er sich durch die Literatur unseres Bücherschranks, interessiert sich für Politisches und Krimis. Ab Montag mittag verschwindet „Der Spiegel“ in seinem Zimmer. Im Moment besucht er mit seiner Klasse begeistert die Tanzstunde und seit kurzem nennt er einen Anzug sein eigen, um auf dem Abschlussball auch optisch eine gute Figur zu machen.
Weihnachtsbrief 2004
Elias ist mit seiner Mutter auf dem Kirchentag in Hannover gewesen . Er nannte das „Politikergucken“, von Gerhard Schröder bis Jürgen Trittin – er hat sie alle gesehen und gehört. Am Ende wusste er nicht was besser war, die abendlichen großen Konzerte oder die Vorträge.
Weihnachtsbrief 2005
So wurde Elias vor zwei Wochen 18 Jahre alt! Wir feierten ihn und seinen Geburtstag mit einem Überraschungsbrunch, zu dem wir lauter Menschen einluden, die ihn im Laufe seines Lebens begleiteten. Es war ein schönes Fest, wir ließen miteinander Erinnerungen an Erlebnisse mit Elias aufleben und ich freute mich sehr, dass er von der Einladung nichts wusste. Bei 30 geladenen Personen! Natürlich feierte er auch ausschließlich mit seinen Freunden in einem gebührenden Rahmen!
Weihnachtsbrief 2006
Abizeitung
die gefühle fahren achterbahn
dein körper sprengt das hemd
du isst den kühlschrank leer
draußen tobst du dich aus
du lernst
packst in deinen kopf was
hinein soll
dein herz ist woanders
bei der schönen im saal
bei den ideen fürs wochenende
bei den nachrichten
und der lust dich aufzulehnen
du fragst:
und gott?
hält er die welt?
und hält er mich?
hörst was andere dazu sagen
und suchst
du bist musik
und rythmus
du feierst und tanzt
die gefühle fahren achterbahn
M.
Grundschule
Erinnerungen aus Mamas Tagebuch
Gestern war ich im Garten als ich Elias rufen hörte. Er rief mehrere Male, war jedoch nirgends zu finden. Bis ich meinen Blick in den Wipfel unserer hohen Tanne lenkte – da saß er, begeistert über seine Kletterkünste. Er zeigte uns dann auf welchem Weg er klettert. Dass er in den Alpenverein darf, findet er super.
Elias sagt: „Ich höre Musik in meinem Kopf, auch wenn keine da ist.“
Elias genießt das abendliche Vorlesen sehr, nun haben wir schon zum zweiten Mal den Michel gelesen (Michel aus Lönneberga). Jetzt wünscht er sich wieder die Kinderbibel – aber nur die Geschichten aus dem alten Testament, die sind spannender als die im Neuen!
Sommer 1996 – Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Elias verkleidet sich gerne. Er zieht dann die Badehose über seine Kleidung an, Gummistiefel dazu – dann ist er ein Taucher.
Winter 1996 – Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Was ich dir wünsche
Ich wünsche Dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche Dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche Dir Zeit, Dich zu freun und zu lachen,
und wenn Du sie nützt, kannst du etwas draus machen.
Ich wünsch Dir Zeit für Dein Tun und Dein Denken,
nicht nur für Dich, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche Dir Zeit – nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die Zeit zum Zufriedenseinkönnen.
Ich wünsche Dir Zeit – nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche, sie möge Dir übrigbleiben
als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertraun
anstatt nach der Zeit auf die Uhr nur zu schaun…
Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen
und Zeit, um zu wachsen, das heißt um zu reifen.
Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben,
es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche Dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche Dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche Dir, Zeit zu haben zum Leben.
Elli Michler
Kindergarten
Erinnerungen aus Mamas Tagebuch
Elias ist seit einer Woche im Kindergarten. Es macht ihm großen Spaß, nur die Abwesenheit von der Mama macht ihm Probleme und jeden Morgen will er erst mal nicht fahren. „Mama, ich will wieder einschrumpeln“ sagt er am dritten Kindergartentag. Er erzählt auch nur wenig. Manchmal aber erzählt er Fantastisches: „Ich habe elf Igel getroffen und die haben gesagt, ich solle ihnen elf Häuser bauen.“
Herbst 1992 – Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Gestern waren wir in Burghausen in der Burg. Elias hat große Freude an der Gemäldegalerie in den Burgräumen. Vor jedem Bild bleibt er stehen, lässt es sich erklären und betrachtet es ganz genau. Vor allem die riesigen Schlachtenbilder mit den Pferdeabbildungen haben es ihm angetan. Wir kommen ganz langsam voran und betrachten jedes Detail sehr genau.
Elias sucht nach Begriffen, der Käfig wird zum „Zaunhaus“, das Geweih zum „Hirschstock“, der Federball zum „Tütenball“
Frühling 1993 – Erinnerungen aus Mamas Tagebuch
Wir sind viel im Schwimmbad in diesem heißen Sommer. Elias hundelt alleine und weit, er springt vom Startblock und ist da ganz selbstständig. Er springt immer so wie die Person, die vor ihm sprang. Mit einem Bein, als Bombe, Kopf voraus. Und er rutscht und schlägt dabei einen Purzelbaum.
Sommer 1994 – Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Ich wünsche dir nicht
ein Leben ohne Entbehrung,
ein Leben ohne Schmerz,
ein Leben ohne Störung.
Was solltest du tun
mit einem solchen Leben?
Ich wünsche dir aber,
dass du bewahrt sein mögest
an Leib und Seele.
Dass dich einer trägt und schützt
und dich durch alles,
was dir geschieht,
deinem Ziel entgegenführt.
Segensspruch der Kirchengemeinde
Kleinkind
Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Elias schläft nicht mehr am Nachmittag, doch ein Päuschen legt er gerne ein. Auf meinem Schoß sitzt er und betrachtet Bilderbücher, am liebsten die von Ali Mitgutsch.
Frühjahr 1990 – Erinnerung aus Mamas Tagebuch
Wenn du beginnst zu lieben
sagst du schon Ja zu den Tränen des Abschieds
sagst Ja zu Enttäuschungen, die nicht ausbleiben,
zu Hoffnungen, die sich nicht erfüllen
zu Anfängen, die unvollendet bleiben.
Wenn du beginnst zu lieben
sagst du schon Ja zu den Schmerzen des Loslassens,
zu der Einsamkeit nach der Zweisamkeit.
Wenn du beginnst zu lieben
sagst du schon Ja zu jemand, der seinen eigenen Weg geht,
den du nicht halten kannst,
der sein eigenes Ziel hat.
Wenn du beginnst zu lieben, sagst du schon Ja.
Verfasser unbekannt